Am Freitag wurde die Berufsfeuerwehr Regensburg sowie mehrere Freiwillige Feuerwehren aus Stadt und Landkreis zu einer Rauchentwicklung im Kalkwerk Regensburg alarmiert.
Bei Eintreffen bestätigte sich die Meldung. Es brannte ein schwefelhaltiger Stoff in einem Silo. Aufgrund der Stoffeigenschaften bestand Explosionsgefahr sowie eine potenzielle Gesundheitsgefahr für die Einsatzkräfte. Sofort wurden durch den Einsatzleiter Absperrmaßnahmen sowie eine Warnung für die Bevölkerung eingeleitet.
Wegen der Gefahrstoffbeteiligung wurden zudem weitere Einsatzkräfte zur Einsatzstelle nachgefordert. So auch der Gefahrgutzug der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Regensburg. Die ersteintreffenden Kräfte des Gefahrgutzuges erhielten eine kurze Lageeinweisung durch den Einsatzleiter. Die Kräfte aus den Einheiten Weichs, Oberisling und Harting, welche die „Messkomponente“ des Gefahrgutzuges bilden, wurden daraufhin dem Einsatzabschnitt Messen zugeteilt. Parallel wurden die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Burgweinting als sogenannte „Dekonkomponente“ mit dem Einsatzabschnitt Dekontamination beauftragt. Mit Material des von der Berufsfeuerwehr noch relativ neu beschafften Abrollbehälters Gefahrgut, sowie eines Löschgruppenfahrzeugs der FF Burgweinting, wurde ein sogenannter Dekontaminationsplatz eingerichtet.
Die unter umluftunabhängigen Atemschutz eingesetzten Kollegen der Berufsfeuerwehr kamen während der Löscharbeiten mit den Brandgasen des Gefahrstoffes in Kontakt und mussten daher ausgekleidet und dekontaminiert werden. Hier bewährte sich die moderne Ausrüstung sowie die Übungen in der letzten Zeit. Erst am Samstag zuvor wurde ein ähnliches Szenario von dem Gefahrgutzug geübt. Nachdem die ersten Trupps ausgekleidet, geduscht und mit Trainingsanzügen versorgt wurden, sortierten sich die Führungskräfte und erarbeiteten zusammen mit dem Einsatzleiter eine Strategie für den weiteren Einsatz. Da nicht absehbar war, wie lange die Brandbekämpfung dauern wird und wie viele Atemschutztrupps aufgrund dessen eingesetzt sowie kontaminiert werden, wurde entschieden die Freiwillige Feuerwehr Pentling nachzualarmieren. Diese verfügt über ein Fahrzeug des Katastrophenschutzes, welches speziell für die Dekontamination einer Vielzahl von Personen konzipiert wurde. Auch dies wurde am vorherigen Samstag in der bereits erwähnten Übung angewendet. So war die Zusammenarbeit zwischen den Stadt- und Landkreiskräften bereits vertraut.
Die Freiwillige Feuerwehr Burgweinting verfügte ebenfalls über solch ein Fahrzeug. Es erlitt jedoch im Jahr 2020 einen Brandschaden. Seitdem wird auf eine Ersatzbeschaffung durch den Bund gewartet. Die Ausstattung des Fahrzeugs ist den städtischen Kräften daher bekannt. Dies erleichterte ebenfalls die Zusammenarbeit. Nachdem auch der zweite Dekontaminationsplatz in Betrieb ging, konnte für den weiteren Einsatz sichergestellt werden, dass alle eingesetzten Kräfte adäquat aus dem Gefahrenbereich ausgeschleust werden.
Währenddessen konnte auch die Messkomponente ihr Wissen, welches sie erst am Mittwoch bei einer eigenen Übung auffrischte, im realen Einsatz anwenden. Sie unterstützten den Abschnittsleiter Messen bei der Berechnung einer möglichen Ausbreitung von giftigen Dämpfen, führten Schadstoffmessungen unter Schutzanzügen an der Brandstelle, sowie eine Messfahrt in den umliegenden Wohngebieten durch, um zu überprüfen, ob sich tatsächlich Schadstoffe großflächig ausbreiteten. Dies war zum Glück nicht der Fall.
Der Fachberater Chemie leistet sowohl im Abschnitt „Dekontamination“ als auch „Messen“ große Unterstützung. So konnten einsatztaktische Entscheidungen mithilfe seiner Fachexpertise schnell und zielgerichtet getroffen werden. Auch hier machte sich die Zusammenarbeit zwischen Fachberater und Gefahrgutzug aus den letzten Übungen behilflich.
Als die Brandbekämpfung Wirkung zeigte, entspannte sich die Lage. Nachdem sichergestellt wurde, dass es zu keinen weiteren kontaminierten Trupps kommt, konnten die beiden Dekontaminationsplätze gereinigt und zurückgebaut werden. Auch dies erforderte den Einsatz unter spezieller Chemiekalienschutzkleidung, um bis zum Schluss eine Kontaminationsverschleppung zu vermeiden.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr konnte schlimmeres verhindert werden. So konnte nach ca. elf Stunden jede Einsatzkraft, von denen über vierzig Personen dekontaminiert wurden, wohlauf die Einsatzstelle verlassen.